Tom Johnson: Ritter Rolin und der kleine Drache. Ein osteopathisches Märchen

Buchbesprechung aus „Osteopathische Medizin“, Heft 1-2019

Es ist klein und handlich, fast etwas unscheinbar. So sieht das wahrscheinlich erste osteopathische Märchenbuch aus?! Auf der Homepage des Verlages erscheinen keinerlei Hintergrundinformationen dazu – so konnte und musste ich es ohne jegliche „Ablenkung“ lesen und mir so meine Meinung dazu bilden. Es traten interessante Fragestellungen in mir auf, u.a. wie dieses Märchenbuch Leser unterschiedlichster Alters- und Berufsgruppen erreichen wurde. So entschloss ich mich spontan, noch mehrere Leser einzubeziehen. Aus meiner ursprünglich geplanten Rezension wurde ein spannender Mix aus den Auffassungen
1.) einer Patientenfamilie mit Kindern im Alter von 6 und 9 Jahren (plus 3-jährigem Nachbarskind), aufgeschrieben und kommentiert von deren sehr kompetenter Mutter;
2.) einer guten Freundin aus einem komplett anderen Berufsbereich und
3.) einer Neonatologin (ebenfalls gute Freundin mit sehr sensiblem Gespür und spontaner Antwort). An den Anfang stelle ich Ihnen die Zeilen der Familie, da sie Ihnen den umfassenderen Einblick ins Buch vermitteln und darlegen, wie es wirklich als Märchenbuch bei Kindern ankommt. Die beiden sich anschließenden Meinungen sind sehr kurze und wirklich spontane Aussagen, die ich Ihnen nicht vorenthalten mochte.
Kerstin Schmidt, Rubrikleitung

Ein Märchen das nicht mit „Es war einmal“ anfangt, sondern mit einem Wetterbericht – das klingt spannend. Und tatsachlich ist beim Zuhören der wohl spannendste Moment für die Kinder (3, 6 und 9 Jahre alt) der Weg von Ritter Rolin in die Höhle und die unheimliche Stille dort.

Ich selbst war erstaunt, wie der deutliche Hinweis auf Bewegung und gesundes Essen in Bezug auf Gesundheit bei mir sofort ein eher eingeschnapptes Das-ist-mir-schon-klar hervorzurufen vermochte. Und auch der Einbau unseres problematischen Gesundheitswesens – dargestellt durch den Stress der Schlange – wollte ich erst einmal nicht in einem Märchen verarbeitet wissen. Doch nicht zuletzt sind Märchen moralisierend und Mutmachgeschichten zugleich!

Besonders schön fand ich persönlich auf Seite 23 den Wendepunkt im Krankheitsverlauf beschrieben; hier zeigt sich Ritter Rolin der sympathischen Osteopathie-Fuchsin Fiona und sagt: „Ich will wirklich diese Schmerzen loswerden, also lass es uns versuchen.“ Und gleich auf der nächsten Seite folgt prompt ein Wiederentdecken des „Freude-Empfindens“ bei Ritter Rolin.

Bei unserer Neunjährigen kam noch die Frage nach dem Verbleib der Leute vom Dorf auf. Unser dreijähriger Nachbar hatte große Freude an der Zeichnung Seite 25 (die Füchsin bei ihrer Arbeit) und für den Sechsjährigen war die Figur des Drachen das ganze Heft hindurch einfach faszinierend.
Ich vermisse in dem Heftchen noch ein paar Infos über Autor und Illustrator.
Auch waren eine schöne Liedzeile zu den Gesängen der Füchsin oder ein Reimtext im Sinne von „Drache, Drache komm heraus“ eine denkbare Bereicherung.
Während ich das Betonen des Ritters gegenüber der Füchsin „du bist doch nur eine hübsche Füchsin“ vollkommen überflüssig, sogar störend empfunden hatte.
Trotz seiner Lange (+/- 20 Minuten Lesedauer) schafft es das Märchen mehrmals spannende Bilder zu erzeugen und gleichzeitig eine klare und gut lesbare Auseinandersetzung mit den mitunter vielen Schritten einer Genesung – eben einen Entwicklungsprozess – sichtbar zu machen. Alle Zuhörer hat es von der ersten bis zur letzten Seite auf dem Sofa verharren lassen.
Familie Weiß, Leutkirch im Allgäu

In dem Märchen wird mehreres angesprochen: mit Bewegung (auch trotz Schmerzen), richtiger, gesunder Ernährung und viel frischer Luft wird man auch wieder gesund. Der Drache hatte sich nicht nur in der dunklen kalten Höhle aufhalten dürfen. Des Weiteren geht es um „gemeinsam sind wir stark“ und auch die Energie der drei Freunde hat zur Heilung des Drachen beigetragen.

Das Büchlein ist für jeden geeignet, denn ob jung oder alt, wir machen alle Vieles in dieser Richtung falsch und sollten aufgefordert werden, darüber nachzudenken. Ein Märchenbuch ist dazu eine schone Möglichkeit.
Olivia Pernet, Berndroth

Der Stil des Heftchens ist einfach, trotzdem oder vielleicht deshalb lasst es sich fließend lesen. Es bleibt eine gewisse Spannung, weil in meinem Kopf immer der Gedanke blieb, was ist aus dem kleinen Drachen geworden, für mich Synonym für ein Kind, ein menschliches Wesen, das jetzt seinem Schicksal hilflos und allein überlassen blieb.

Die Füchsin hat mich erreicht, sie war geschmeidig, wissend, dabei zurückhaltend und doch präsent und das vom ersten Wort an. Der Ritter nicht, musste mehr über ihn lächeln, als ihn ernst zu nehmen… ein Narzisst?? Die Füchsin kehrte dann auch zum Besorgnispunkt, kleiner Drache, zuruck... in Frieden und ohne Vorurteile! So fasste das kleine Kerlchen Vertrauen und konnte endlich seine Angst zeigen und verbalisieren und um Hilfe bitten. Das hat mich erreicht… den Ritter hatte ich nicht gebraucht.

Ist es ein Märchen für Osteopathen oder ein Märchen, das uns zeigt, wie es heute in der Gesellschaft ist: zu schnelle Vorurteile, zu wenig Einfühlungsvermögen, zu wenig in der Struktur anderer denkend, als in der eigenen.

Es ist ein Weckruf an die Menschlichkeit, das friedliche Miteinander aller Kreaturen; den anderen sehen, ihm helfen wenn es erforderlich ist, selbstlos. Die Message ist wundervoll, der Weg dorthin aus meiner Sicht noch nicht wirklich gelungen, regt aber zum Nachdenken darüber an.
Dr. med. Sabine Stiete, Isny/Allgäu

Meine vielen Fragen zum Buch, zum Autor und zu den Illustrationen stellte ich erst nach meinem Lesen direkt dem Herausgeber und Übersetzer und fuge es Ihnen als Hintergrundinformation hinzu. Schon wäre es, IHRE Meinung zum Buch zu hören bzw. vielleicht in einem Ihrer Leserbriefe lesen zu dürfen.

Dem Autor des Büchleins, Osteopath in England, kam die Idee zum Schreiben während seiner Masterarbeit zu chronischem Schmerz, die Zeichnungen stammen von seinem Vater. Geschrieben wurde es als spannende Geschichte für 8-9-jährige Kinder. Das Heftchen wurde in einer deutschen Übersetzung für kleine und jung gebliebene Patienten veröffentlicht.

Ich persönlich kann mir diese Geschichte als Einführung/Hinführung für Kinder vor einer osteopathischen Behandlung oder auch danach gut vorstellen. Die Figuren im Buch sind kindgemäß gewählt, bedeuten jedoch speziell für Erwachsene eine tiefergehende Reflexion bestimmter Verhaltensweisen. Wir Therapeuten können darin unschwer gewisse Patientenmuster erkennen, die den Weg zur Osteopathie manchmal erst finden, wenn ein bestimmter Leidensdruck entstanden ist und trotz verschiedener Maßnahmen und Therapeuten keine wirksame Lösung in Sicht scheint. Linderung erfolgt erst, nachdem der Betroffene selbst sich seiner Eigenverantwortung stellt, Hilfe annimmt und Veränderungen im Alltag zulasst und einbaut. Das macht letztendlich den Reiz des Buches auch für Patienten jeden Alters aus, denn ein Märchenbuch liest man unvoreingenommener als einen Patientenratgeber.
Kerstin Schmidt, Rubrikleitung


Ritter Rolin und der kleine Drache – Ein osteopathisches Märchen
Tom Johnson

Als der britische Osteopath Tom Johnson seine Masterarbeit zum Thema chronischer Schmerz erstellte, kam ihm die Idee eines Märchenbuchs, um Kindern die Osteopathie nahezubringen. Mithilfe seines Vaters Jeff, der die Bilder dazu malte, entstand so eine spannende Geschichte über Ritter und Drachen, Freundschaft und Mut, Bewegung und Ernährung und natürlich über Osteopathie.





 

 
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